Handwerkertag-Projekttag an der Elbschule in Glückstadt macht Lust auf Handwerk

Projekttag Hinz

Von Herbert Frauen | 18.01.2023, 17:27 Uhr (shz)

Schüler der Elbschule erlebten einen abwechslungsreichen Handwerkertag. An vier Stationen bekamen sie Einblick in das Berufsfeld Heizung, Sanitär, Lüftung und Klimatechnik.

„Was ist euch wichtig in eurem späteren Berufsleben?“ Mit dieser Frage holte Janet Thiemann die Schüler der Elbschule zum Abschluss eines Projekttages in eine Diskussion über ihre berufliche Zukunft. Und die Antworten kamen von den Neunt- und Zehntklässlern wohlüberlegt: eine kollegiale Arbeitsatmosphäre mit einem toleranten Chef, Erfolgserlebnisse über das, was man geschafft hat, Kontakte mit anderen Menschen, eine leistungsgerechte Bezahlung und das Gefühl, etwas Sinnvolles für andere Menschen zu tun.

Praktische Übungen und Informationen zum Handwerksberuf

Janet Thiemann ist Managerin der Peter Jensen Stiftung und führte zusammen mit Mitarbeitern der örtlichen Heizungs- und Sanitärfirma Michael Hinz einen Vormittag lang 20 Schüler der Abschlussklassen durch die praktischen Übungen und die Informationsmodule zum Handwerksberuf. Sie warb für ein größeres Interesse an dem Berufsfeld Heizung, Sanitär, Lüftung und Klimatechnik, das bei den aktuellen energiepolitischen Entscheidungen an Bedeutung gewonnen hat, und stellte die Vorteile der kleinen Handwerksbetriebe mit einer guten Work-Life-Balance heraus.

Eine Bank aus Kunststoffrohren

In vier Gruppenübungen zu je 30 Minuten konnten die Schüler Einblicke in die vielfältigen Aufgaben des Berufes gewinnen. An einer Station mussten sie aus 34 Kunststoffrohrteilen und einer Holzplatte eine Sitzbank zusammenstecken. Die beste Gruppe schaffte diese Übung in siebeneinhalb Minuten.

Durchs Rohrlabyrinth navigieren

An einer weiteren Station der „Handwerker-Livestunde“ konnten aus Kupferrohren durch Sägen und Biegen und durch die Pressverbindungen ein Herz oder ein Handyhalter gebaut werden. Für die meisten Schüler war es schwierig, an der Station „Black Box“ mit einer Teleskopkamera durch ein verdecktes Rohrlabyrinth zu navigieren und eine Schadensstelle zu lokalisieren. An der vierten Station sollte zur Wartung einer Heizungsanlage die Hilfe einer virtuellen AR-Brille (augmented reality) in Anspruch genommen werden. Mit den Händen konnte man sich wie auf einem Touch-Screen zu Informationen zur Anlage und zu Wartungshinweisen durchnavigieren.

An der Rohrbankstation leitete Michael Gross die Schüler an. Er ist seit zwölf Jahren als Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik bei der Firma Hinz beschäftigt und noch immer gerne dabei: „Der Beruf ist sehr vielfältig und hat sich in dieser Zeit sehr verändert. Früher waren die Bereiche Sanitär und Heizung noch getrennte Berufe. Durch die Einbindung der Elektrotechnik bei den Lüftungs- und Klimaanlagen und bei den Wärmepumpen und Solarmodulen ist der Beruf viel anspruchsvoller geworden.“ Für ihn zählt auch das gute Miteinander im Betrieb und mit den Kunden:

„Nach der Endmontage des Rohbaus bleibt die Bindung zu den Kunden durch die Wartung der Anlage oder durch Reparaturen oft lange bestehen.“

Von der OP-Schwester zur Firmeninhaberin

Lena Hinz betreute die Station mit der Teleskopkamera. Sie ist die Tochter des 1989 gegründeten Betriebes von Michael Hinz und führt das Geschäft mit Begeisterung fort. Nach dem Realschulabschluss hatte sie zunächst eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und war dann als OP-Schwester im Krankenhaus tätig. Danach wechselte sie zur Bundeswehr und war dort acht Jahre im Sanitätsdienst eingesetzt. Sie wollte wieder zurück nach Glückstadt und sich beruflich verändern. Nachdem sie zusammen mit ihrem Vater auf Baustellen gearbeitet hatte, stand ihr Entschluss fest, eine Ausbildung im SHK-Handwerk (Sanitär, Heizung, Klimatechnik) zu machen.

Inzwischen hat sie die Meisterprüfung abgelegt und den Betrieb übernommen. Für die Gründung der Initiative „Die Handwerkerin“ wurde sie 2022 für die Nachwuchsgewinnung mit einem SHK-Award ausgezeichnet. In Schleswig-Holstein ist sie die einzige weibliche SHK-Firmeninhaberin. Sie ermutigte auch die Mädchen zum Erlernen technischer Berufe:

"Frauen können das"

Und sie warb dafür, ein Praktikum oder auch einen Ferienjob anzunehmen, um schon vor dem Beginn der Ausbildung zu prüfen, ob der Beruf zu einem passt. So könne man die Vorteile der handwerklichen Berufe kennenlernen, denn „alle suchen händeringend Nachwuchs“.

Schüler haben viel gelernt

Am Ende des abwechslungsreichen Handwerkertages waren sich sowohl Ausbilder als auch die Schüler einig: „Das war super.“ Lotta fasste zusammen:

„Es war spannend und abwechslungsreich gemacht und wir haben viel Neues gelernt.“

Auch der stellvertretende Schulleiter Torsten Giese war mit der Aktion zufrieden: „Viele Schüler sind gerade in der Findungsphase für die Berufswahl. Dabei stehen die handwerklichen Berufe oft hintenan. Durch den heutigen Projekttag hat das Handwerk ein deutlich positiveres Image bekommen.“